von Richard Staudner
Gerade eben bist du noch mit FreundInnen am Donaukanal gesessen und hast dich von der Sonne wärmen lassen? Hast vielleicht bei einer Bergtour die Natur genossen und dir etwas Ruhe gegönnt?
Oder hast du an einem griechischen Strand eine ordentliche Portion Vitamin D getankt?
Unser Sommer war in diesem Jahr sicherlich nicht Hitzerekord verdächtig und es gab Jahre mit weit mehr Sonnentagen. Aber er hat uns das gegeben, wonach wir uns jedes Jahr sehnen: Natürliche Wärme, lange sonnige Tage und viel Zeit im Freien.
Die Sommermonate liefern die Möglichkeit uns mit Energie aufzutanken. Als Vorbereitung für die Zeit, in der die Tage wieder kürzer werden.
Viele Menschen freuen sich auf die kälteren Monate des Jahres. Die ruhige und besinnliche Zeit rückt immer näher. Wenn das Laub von den Bäumen fällt und über unsere Straßen, zumindest für ein paar Stunden, einen farbenprächtigen Teppich legt.
Für viele ist das Ende des Sommers aber mit deutlich weniger Vorfreude verbunden. Zuhause müssen wir wieder einheizen und auf Kosten der Bademode Platz für wärmer Bekleidung in unseren Kästen schaffen.
Pullover, Jacken und dicke Socken sind wieder angesagt. Leicht bekleidet auf der Terrasse sitzen ist Vergangenheit. Zumindest bis zum nächsten Sommer.
Und dieses Rad dreht sich weiter, Jahr für Jahr.
In den dunklen Monaten des Jahres fällt es oft schwerer, sich selbst zu motivieren und aktiv zu bleiben. Das muss auch nicht immer sein. Wir müssen auch nicht immer Höchstleistungen von uns selbst fordern.
Ich sehe es mittlerweile, zumindest bei mir selbst, als persönlichen Erfolg an, einen kalten Wintersonntag mit einer Tasse Tee und klassischer Musik zu genießen. Stressfrei. Mit der Nase in einem guten Bildband oder in einem Familienalbum und den Gedanken in schönen Erinnerungen.
Gelassenheit ist eine Tugend
Der Wechsel der Jahreszeiten ist eine unveränderliche, immer wiederkehrende Konstante in der Natur. Lange bevor wir Menschen auf diesem Planeten Fuß gefasst haben, unterlag die Erde schon dem Zyklus der Jahreszeiten. So wie eine Minute nach 60 Sekunden verstrichen ist, und Tag und Nacht in einem Wechsel stehen, kommt jedes Jahr der Herbst zu uns.
Viele missen den Sommer und begegnen dem Herbst mit negativen Gefühlen. Diese negativen Emotionen helfen uns aber nicht, die kalte Jahreszeit schadlos zu meistern.
Schadlos durch diese Zeit zu kommen? Ist das eine gute Strategie, ein passender Vorsatz?
Können wir unsere Denkweise verändern und die mannigfaltig positiven Aspekte der verschiedenen Jahreszeiten annehmen? Den Herbst sogar für uns persönlich in ein positives Licht rücken?
Es kommt die Zeit der Gelassenheit. Und hier liegt vielleicht der Schlüssel.
Kennst du das Gelassenheitsgebet des Philosophen Reinhold Niebuhr? Es trifft in diesem Fall den sogenannten Nagel auf den Kopf.
„Gib mir die Gelassenheit, Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
Wir können am Verlauf der Jahreszeiten nichts ändern, somit macht es wenig Sinn, sich darüber zu sorgen oder gar zu ärgern. Dass auf Tag, die Nacht folgt, ist ein Naturprinzip. Auch wenn viele Kinder und auch Erwachsene lieber noch mehr vom Tag hätten. Mit dem Ende des Sommers verhält es sich ähnlich.
Woran wir etwas ändern können, ist unser Umgang mit diesem Wechsel. Das gilt auch für andere Lebenssituationen. Unsere Reaktion auf den Verlust von liebgewonnen Dingen und der Akzeptanz von wenig willkommenen Umstellungen. Das gilt natürlich nicht nur bei einem Jahreszeitenwechsel.
Wir können unsere Gedanken und unseren Geist auf die Dinge lenken, auf die wir tatsächlich Einfluss haben. Wie es auch Niebuhr in seinem Gelassenheitsgebet anrät.
Gelassenheit oder eine gelassene Akzeptanz ist eine Tugend. Es ist laut dem griechischen Philosophen Platon sogar eine der vier Kardinaltugenden.
In der Antike wurde Gelassenheit auch mit Seelenruhe beschrieben. Platon und seine Schüler waren der Meinung, dass Gelassenheit eine der Grundlagen für ein erfülltes Leben sei. Die weiteren Kardinaltugenden waren laut Platon: Weisheit, Tapferkeit und Gerechtigkeit.
Ich umschreibe Gelassenheit gerne auch mit innerer Ruhe oder “die eigene Mitte halten”. Im Alltag, in Stresssituationen oder eben auch bei unveränderlichen Ereignissen, wie der Beginn der kalten Jahreszeit.
Gelassen entfernen wir uns jetzt vom unveränderlichen Umstand des Jahreszeitenwechsels und verlegen unsere Aufmerksamkeit auf die Dinge, die in unserer Hand liegen.
Mit der Natur mitschwingen
Wir haben als Menschen in den letzten 100 Jahren eine dramatische Veränderung durchlaufen. Evolutionär betrachtet ist in den letzten 5 Generationen mehr passiert als in vielen Jahrhunderten davor. Nicht, dass das Mittelalter nicht beeindruckend war, aber wir haben es geschafft in jeden Haushalt elektrisches Licht zu bekommen und in den Hosentaschen ein Smartphone, das jeder Bibliothek der Welt Konkurrenz macht.
Beeindruckend, oder? Was wir aber teilweise vergessen haben, ist dass wir noch immer Teil von diesem Kosmos sind. Viele von uns haben verlernt mit der Natur zu schwingen. Wir haben die Nacht zum Tag gemacht und lassen uns bis über Mitternacht von Serien-Streaming und Online-Games wachhalten.
Dabei ist es etwas Wunderschönes dem Rhythmus der Natur zu folgen.
Mit der Sonne aufzustehen und mit dem Mond zur Ruhe zu kommen. Energetisch bedeutet dies oft eine unglaublich positive Veränderung. Unser Körper ist auf die Sonne programmiert. Die Sonne und ihr Licht sind nicht nur für Pflanzen, sondern auch für uns pures Leben. Im Herbst ist der Aufenthalt im Freien und in der Natur deshalb besonders wichtig. Jeden Lichtstrahl nutzen, um einen gesunden Tag-Nacht-Rhythmus zu erhalten und guten Schlaf möglich zu machen.
Wir denken zwar, dass wir uns bei einer guten TV-Serie entspannen können, aber Zeit und Bewegung in der Natur sind hier unschlagbar.
Die Schönheit und die Kraft des Jahreszeitlichen Verlaufs kannst du sogar hören. Vielleicht inspiriert dich Vivaldis “Vier Jahreszeiten”. Seit Jahren mein absoluter Favorit aus der Welt der Klassik. In 12 Teilen offenbart uns der italienische Komponist die Herrlichkeit jedes einzelnen Monats und die einzigartige Anziehungskraft der so unterschiedlichen Jahreszeiten. Fernseher aus, Lautsprecher an.
Du hast Großes vor? Mach es im Herbst!
Im nächsten Blog-Beitrag erkläre ich dir warum.
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Richard Staudner